Ich gehe gerade alte Accounts etc durch und räume auf. Tatsächlich fand sich dieser Text hier im Blog in den Entwürfen. Seit 11.04.2012. Ich veröffentliche den jetzt einfach mal so, ohne ihn weiter anzuschauen. Vermutlich ist er nicht fertig, jetzt, mit 8 Jahren abstand werde ich ihn aber sicher auch nicht mehr fertig schreiben. Gruß, dridde. 15.09.2020
Die ursprüngliche Plannug für die Islandreise war das reinste Chaos. Gebuchte und dann wieder abgesagte Ferienhäuser, Rundtrip in Hostels oder doch ein Ferienhaus mit Tagestouren, alles war ständig im Fluss. Fengor und ich hatten uns aber frühzeitig in den Kopf gesetzt unbedingt den Norden zu erkunden.
Wir wollten Nordlichter sehen, in einem Hotpot sitzen und dabei Bier und Whiskey trinken. Bestenfalls alles auf einmal. Also setzen wir uns, nachdem wir ja nun das Haus Eyrarkot knapp nördlich von Reykjavik ergattert hatten, am Karfreitag nach Norden ab. Größtenteils ging es die Ringstraße N1 den Weg zurück, den wir von Akureyri gekommen waren. Wir fuhren aber die 47 entlang um den 1000 Kronen teuren Tunnel zu umgehen. Den hatten wir auf der Hinfahrt genommen und da schon fast befürchtet, die Autos würden unten stehen bleiben. Es ging 3km geradeaus nach unten, die Luft wurde immer schlechter und nebliger, danach 3km wieder gerade nach oben. Der Umweg über die 47 führte uns an einigen Wasserfällen – inzwischen sehr öde und nur nein plumper Versuch der Natur sich für Fotos anzubiedern – und Bergen vorbei. In Borgarnes machten wir dann einen ersten Zwischenstopp um einen kleinen aber gut gemachten Cache zu heben. Der lag auf einem Wasserturm der als Aussichtspunkt diente. Aber da das Wetter keinen Ausblick zulies, ging es gleich weiter die N1 zurück. Dabie kamen wir dann auch wieder an Bifröst vorbei, eine Universität, wie wir dann herausfanden, und die direkt daneben gelegenen Vulkane mitten in einer Stein und Moos Ebene.
Irgendwann kamen wir dann wieder an der Tankstelle vorbei, an der wir uns Tags zuvor für einen Espresso haben ausrauben lassen. Direkt dort zweigte die 61 ab, auf der wir uns träge um die Fjorde kämpften. Seit langer Zeit war ich mal nicht der Held der Straße sondern bloß Beifahrer und nutzte die ungewohnte Freiheit zu ausgedehnten Nickerchen. Erstaunlicherweise wachte ich immer kurz vor geplanten Caches auf und konnte dann die Navigation übernehmen. Unterwegs fanden wir noch zwei Earthcaches und einen Traditional nicht, aber da oben im Norden scheinen nicht so viele Cacher unterwegs zu sein.
Weite teile der Strecke waren nicht asphaltiert, was für ein Rallyfahrgefühl und die passenden Prasselgeräusche sorgte. Auf der Karte sah das gar nicht so weit aus, aber wir brauchten bis 21Uhr, bis wir in Isafjöður ankamen. Dort fand Karfreitag und Karsamstag das Aldrei fór ég suður statt, ein Festival das kürzlich SpOn beschrieb und uns via Twitter zwei, drei mal empfohlen wurde. Dort spielen an zwei Tagen viele Bands, von Garagenband zu Islandbekannten Künstlern. Alle nur für 20 Minuten, ohne Soundcheck, einfach drauf los. Das Festivalgelände war der Hafen, die Bühne in einer Lagerhalle aufgebaut. Es gab ein Verpflegungszelt, einen Merchandisestand der nur 2 CDs hatte und Vollbier. Mit echten 5% Alkohol für knappen 3€ die Dose. Das Publikum war gemischt wie die Bands; die örtliche Jugend, viele zugereiste aus Reykjavik bis hin zu gepflegten älteren Herren. Direkt neben uns Stand ein Mann, wohl gegen ende 60, der so wirkte als wäre er mit seiner Enkelin dort. Viele der jungen Leute schnackten kurz mit ihm. Dann aber kamen Skálmöld auf die Bühne und er sprach uns kurz auf Isländisch an. Nachdem ich antwortete, dass ich nur Deutsch und Englisch könne, wechselte er schnell zu Englisch und erzähle uns, dass die Band großartig sei und morgen viele gute Metalbands spielen würden. Er erzählte noch ein bisschen über die Isländische Metalszene und als die Band dann loslegte holte er sein iPhone raus und machte Photos. Ein wenig baff war ich schon, wie fit die ältere Generation hier so ist. Insgesamt sahen wir nur 5 Bands, davon waren aber zwei erträglich und die anderen 3 großartig und triggerten bei Fengor einen CD Besitzwunsch.
Nachdem wir die letzte Band nicht so toll fanden versuchten wir also unser Glück am Merch-Stand, die uns für CDs aber nur an den Plattenladen im Ort verwies. Gegen Eins sprangen wir ins Auto und parkten vor der Stadt neben dem Flugfeld um dort zu Übernachten. Der Kofferraum und die Rückbank des Kombis wurden zur Liegefläche und wir schliefen in Schlafsäcken wie zu besten Festivalzeiten mit 20. Morgens gegen 5 klopfte es so lange, dass wir aufwachen mussten. Es war aber nicht die Polizei sondern ein Wanderer, der uns für bekloppt erklärte bei der Kälte im Auto zu schlafen, uns dann aber noch eine schöne Nacht wünschte und weiter in den nächsten Fjord wanderte. Ich fand uns deutlich weniger bekloppt als ihn. Aber er hatte Recht, die Nacht war ziemlich kalt, gegen 0 Grad muss es gewesen sein, der Schlafsack hielt aber erstaunlich warm. Einzig kalte Füße hatte ich.
Kurz vor 10 standen wir auf und konnten noch die Morgenmaschine landen sehen und machten uns dann auf den Weg zum Plattenladen. Der hatte aber wegen Ostern zu, also Cachten wir noch fix in Isafjörður und machten uns dann auf den Weg weiter die 61 runter zum westlichsten Punkt Islands. Wir kamen allerdings nicht weit, auf der Passstraße zur 60 fuhren wir an ein paar Schneefräsen und Pistenraupen vorbei uns standen dann vor einer weißen Wand. Fengor wollte schon die Klappspaten freigeben, aber nachdem wir feststellten, dass das keine Schneeverwehung war sondern einfach der Pass nicht zuende geräumt war drehten wir wieder um. Die Offroad unofficial Road um die Fjordspitze wollten wir dem Mondeo dann doch nicht zumuten und fuhren die 61 wieder zurück zur N1. Den größten Teil dieser Strecke schlief ich, wir hatten ja eh schon alle Caches gesammelt und gesehen, allerdings entdeckten wir noch einen Haltepunkt von dem man aus Robben sehen konnte. Oder Seekühe. Jedenfalls diese unförmigen Dinger die am Strand rumdümpeln. Dort stand wie vergessen eine Kiste auf dem Tisch mit vier guten Ferngläsern, Marmelade und einer Kasse des Vertrauens darin. Das erinnerte mich an die skandinavische Gemütlichkeit die ich schon auf meiner Norwegenreise vor einigen Jahren erlebt habe. Wir haben dann auch keine Ferngläser geklaut und fuhren weiter zurück nach Eyrarkot. Unterwegs schlief ich dann immer mal wieder, aber gegen 20Uhr waren wir wieder zurück und konnten uns an den gemachten Tisch setzen und wurden von presseschauer bekocht.